Erste Bestattung von Sternenkindern auf dem Evangelischen Friedhof in Duisburg Meiderich

Viele Hände, viele Herzen und viele Sterne sind dabei, als in der Kapelle des Evangelischen Friedhofs Duisburg Meiderich die erste Abschiedsfeier für fehl- und totgeborene Kinder vorbereitet wird. Fiona Blaha, Auszubildende im Bestattungshaus Schroer, hat den Sarg mit verschiedenen Blautönen gestaltet und ihn mit goldenen Sternen beklebt. Ihr Kollege Thomas Friederich arrangiert Blumen, Kerzenständer und Tücher und zündet die Kerzen an. Er zählt noch einmal durch. Genau 22 Kerzen leuchten für 22 kleine Sternenkinder, die das Licht der Welt nicht erblicken durften. Sie liegen im Sarg in kleinen Einzelfächern in Leinentücher gewickelt und jedes mit einem Wachsplättchen kenntlich gemacht. Vier Mal im Jahr gibt es die Bestattungen von Sternenkindern auf vier Duisburger Friedhöfen. Sie sind überkonfessionell und für die Eltern nicht mit Kosten verbunden. Damit das möglich wird, stellen viele Menschen ehrenamtlich seit Jahren ihre Arbeitskraft, ihre Kreativität und ihr Mitgefühl in den Dienst des Projektes „Kinderhimmel Duisburg“. Angeschlossen haben sich inzwischen alle Duisburger Geburtsstationen, aber auch Arztpraxen, Bestattungsunternehmen und Friedhofsgärtnereien. „Schön, dass sich seit zwanzig Jahren Menschen wie Manfred Freuken von der Arbeitsgemeinschaft der Memoriamgärten Duisburg finden, denen die würdevolle Bestattung der Sternenkinder so am Herzen liegt, dass sie viel Zeit und Geld in das Projekt stecken“, sagt die Pfarrerin Ute Sawatzki, die als Evangelische Seelsorgerin im Bethesda Krankenhaus für den Kinderhimmel verantwortlich ist. Begonnen hat das Projekt vor zwei Jahrzehnten auf die Initiative des Bestatters und Presbyters Friedhelm Jung hin. Ihm erschien die damals gängige Praxis, Fehlgeburten zum medizinischen Abfall zu geben unwürdig. Inzwischen ist seine Tochter Kerstin Jung-Hendricks als Geschäftsführerin des Familienbetriebes für die liebevolle Einsargung der Sternenkinder verantwortlich.

Vor der Kapelle sammeln sich inzwischen schwarz gekleidete Väter, Mütter und Verwandte, die heute jeder für sich und doch gemeinsam um eine große Hoffnung trauern, die sich nicht erfüllen konnte. Die Obermeidericher Pfarrerin Sarah Süselbeck und Pfarrerin i. R. Karin Holdmann begrüßen die Familien und bitten sie, einen kleinen Holzstern mit einem Gedanken oder Gruß an ihr Kind zu beschriften. Die Sterne werden dann während der Abschiedsfeier auf den Sarg geklebt. „Diese kleinen Leben bleiben für uns unerreichbar, aber sie bleiben auch unvergessen. Sie leuchten jetzt in Gottes Ewigkeit“, sagt Sarah Süselbeck. Später wird der Zug der Trauernden den Sarg bis zu dem frisch angelegten Sternenkinderfeld begleiten. An diesen friedlichen Ort der Trauer und des Gedenkens können die Familien immer wieder zurückkehren. Und sie haben erfahren, dass sie mit ihrem Verlust nicht alleine gelassen werden. Von der Oberärztin, die sich im Kinderhimmel engagiert, bis zum Organisten, der bei der Abschiedsfeier „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ auf der Orgel spielt, haben viele Menschen mit Hand und Herz ihre Anteilnahme für die Familien gezeigt, die um ihre Allerkleinsten trauern.

Alle Eltern von Sternenkindern sind angesprochen

Noch immer kommt es vor, dass betroffene Familien nichts von der Möglichkeit erfahren ihre fehl- oder tot geborenen Kinder kostenlos bestatten zu lassen. Die Möglichkeit besteht vier Mal im Jahr abwechselnd auf dem „Alten Friedhof“ in Duisburg Neudorf, dem „Trompeter Friedhof“ in Duisburg Bergheim, dem „Abtei Friedhof“ in Duisburg Hamborn sowie neuerdings auch auf dem „Evangelischen Friedhof“ in Duisburg Meiderich. Die nächste Beerdigung für Sternenkinder ist am Dienstag, dem 26. November, um 11 Uhr, auf dem Abteifriedhof in Hamborn. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite des Projektes www.kinderhimmel-duisburg.de.

Text: Sabine Merkelt-Rahm

 

Das Bild zeigt die Obermeidericher Pfarrerin Sarah Süselbeck (links) und Pfarrerin i. R. Karin Holdmann (rechts im Bild), die den Trauernden durch diesen Tag halfen (Foto: Bartos Galus)

  • 28.8.2024
  • Rolf Schotsch
  • Bartosz Galus