Arbeitgeber aus dem Revier freuen sich über die Rückkehr zur Normalität in der Pflege

Pressemitteilung https://ruhrgebietskonferenz-pflege.de, 15.2.2023

Fast drei Jahre lang haben die Menschen in der Pflege in einem Ausnahmezustand gelebt und gearbeitet. Damit ist jetzt endlich Schluss. „Wir freuen uns riesig, dass am 1. März die Masken- und Testpflicht in der Pflege ein Ende hat. Jetzt können wir an der Rückkehr zur Normalität arbeiten“, sagt Silke Gerling, Geschäftsbereichsleiterin beim Diakoniewerk Essen und Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz-Pflege. Die Coronazeit hat allen Beteiligten in der Pflege sehr viel Kraft gekostet. Deshalb sind die Arbeitgeber jetzt erst einmal erleichtert dar[1]über, dass die Masken fallen und die Eingangskontrollen eingestellt werden können. Ein Leben mit Pflege ist lebenswert „Man muss sich vorstellen, dass manche Bewohner*innen in den Einrichtungen und auch Patienten*innen in der ambulanten Pflege sowie Betreuung noch nie die Gesichter der Beschäftigten gesehen haben“, unter[1]streicht Silke Gerling ihre Freude über den Beschluss der Landesgesundheitsminister*innen. Für Ulrich Christofczik, ebenfalls Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege, war die Entscheidung lange überfällig. Für den Vorstand des Christophoruswerkes in Duisburg fängt die eigentliche Arbeit jetzt erst wieder an: „Wir haben jahrelang daran gearbeitet, dass ein Leben mit Pflege ein normales und lebenswertes Leben ist. In unseren Einrichtungen waren wir auf einen guten Weg, den Menschen mit Pflege[1]bedarf ein echtes zuhause zu bieten. Die Coronazeit und die damit verbundenen Maßnahmen haben diese Bemühungen vielerorts zunichte gemacht. In den letzten drei Jahren waren wir fast ausschließlich mit Gefahrenabwehr beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass wir zeitweise wie Krankenhäuser und Kliniken agieren mussten. Nicht selten hatte ich das Gefühl, wir werden zu reinen Verwahranstalten.“ Am 1. März ist Maskenball Umso mehr dürfen sich jetzt auch in Duisburg die Einrichtungsleitungen und Mitarbeitenden freuen.

Ulrich Christofczik kündigt schmunzelnd an: „Wir habe den Mitarbeitenden schon vor langer Zeit versprochen, dass wir das Ende der Maßnahmen feiern werden. Jetzt planen wir für den 01. März einen Maskenball.“ Endlich wieder unmaskiert Auch in der ambulanten Pflege und Betreuung wird das Ende der Maskenpflicht mit großer Erleichterung aufgenommen. Thomas Eisenreich vom bundesweit agierenden Betreuungsdienst Home Instead: „Gerade in der Betreuung spielt der direkte zwischenmenschliche Kontakt eine große Rolle. Da ist es nur verständlich, dass Mitarbeitende und die Patient*innen sich darüber freuen, einander endlich wieder unmaskiert zu begegnen.“ Welche Lehren werden wir ziehen?

Für Thomas Eisenreich, der seit fast drei Jahren einer der Sprecher der Ruhrgebietskonferenz-Pflege ist, steht aber jetzt auch eine Aufarbeitung der Coronamaßnahmen in der Pflege auf dem Programm: „Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft, müssen auch wir in der Pflege und Betreuung gemeinsam Rückschau halten, um aus den Erfahrungen der letzten Jahre unsere Lehren zu ziehen.“ Dabei geht es den Arbeitgebern aus der Pflege nicht um eine Abrechnung mit Politik und Behörden, sondern um die Frage, was nützlich und wirksam bzw. was schädlich und unwirksam gewesen ist. Ulrich Christofczik kann sich beispielsweise noch immer maßlos darüber aufregen, welchen bürokratischen und organisatorischen Auf[1]wand die einrichtungsbezogene Impflicht gemacht hat: „Die ganze Diskussion hat wieder einmal das grundlegende Misstrauen von Politik und Behörden gegenüber der Pflege sichtbar gemacht. Wir haben immer wieder auf die belegbar hohe Impfbereitschaft unter unseren Beschäftigten und bei den Bewohner*innen hingewiesen. Trotzdem hat Politik die Impfpflicht durchgedrückt, um sie dann zu einem bürokratischen Monster werden zu lassen, deren positiven Effekte wahrscheinlich nie nachgewiesen werden können.“ Große Angst und hoher Schutzbedarf Auch für Silke Gerling ist klar, „dass wir bis zur Rückkehr in die Normalität noch einen weiten Weg vor uns haben. Die Coronazeit hat die Arbeit und das Miteinander stark verändert.“ Viele Menschen haben auch heute noch Angst vor Ansteckungen und einen hohen Schutzbedarf. „Natürlich unterstützen wir jeden Menschen, der aus einem persönlichen Sicherheitsbedürfnis heraus eine Maske tragen will. Es ist halt nur keine Pflicht mehr“, beschreibt Silke Gerling die Situation.

Für Ulrich Christofczik gibt es auch wieder einmal einen Grund zum Kopfschütteln bei den Beschlüssen der Gesundheitsminister*innen. Für ihn ist es unverständlich, warum ausgerechnet in den Einrichtungen Besucher*innen noch bis voraussichtlich zum 07. April Masken tragen müssen. Christofczik konkret: „Das ist fachlicher Unsinn und reine Symbolpolitik. Ich werde von meinen Mitarbeitenden jedenfalls nicht erwarten, dass Sie Besucher*innen maßregeln, wenn diese keine Masken tragen.“ Die Ruhrgebietskonferenz-Pflege steht für eine Diskussion über die Lehren aus der Coronazeit jedenfalls jederzeit zur Verfügung.

 

  • 22.02.2023
  • Rolf Schotsch