Sternenkinder bekommen einen Ort auf dem evangelischen Pfarrfriedhof in Duisburg Meiderich

Als die Obermeidericher Pfarrerin Sarah Süselbeck von einer pensionierten Vorgängerin den Vorsitz des Meidericher Pfarrfriedhofs „erbte“, da sah sie nicht nur eine Menge zusätzlicher Arbeit auf sich zukommen, sie erblickte auch einen Silberstreif am Horizont für ihr Lieblingsprojekt. Sie warb bei den Presbyterinnen und Presbytern der Gemeinden Meiderich und Obermeiderich für die Anlage eines Sternenkinderfeldes. Kinder die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben nennt man Sternenkinder, ein liebevolles Wort für einen schrecklichen Verlust, den viele Mütter und Väter erleiden. Gesprochen wird über den unzeitigen Tod eines erwarteten Kindes allerdings wenig, wie die Pfarrerin weiß: „Gesellschaftlich gesehen sind solche Familien oft unsichtbar. Aber sie brauchen Zuspruch und einen Ort an dem sie trauern und würdevoll Abschied nehmen können.“ Süselbeck konnte die Gemeinden überzeugen, gewann tatkräftige Unterstützung und gründete zur Finanzierung des Feldes den Förderverein „Himmelkinder Meiderich e.V.“.

Zur Gründungsfeier lud der neue Verein in die Kapelle des Pfarrfriedhofs ein. Geschmückt war sie mit anrührenden schwarz-weiß Fotos, die die Stiftung „Dein Sternenkind“ zur Verfügung gestellt hatte. Zwei Hände, die winzige, perfekt ausgebildete Füßchen umfassen, eine Mutter, die unter Tränen lächelnd ein kleines Bündel an sich drückt. Die rund 30 Besucher der Gründungsfeier betrachteten die Bilder und wurden still. Aus der Kapelle folgten sie den Wegmarkierungen aus kleinen Kreidesternen zum frisch angelegten Feld, in das die Friedhofsgärtner des Diakoniewerkes in den letzten Tagen viel Arbeit gesteckt hatten. Die schützende Hecke ist gepflanzt, die rundliche Rasenfläche begrünt, die Beete leuchten bunt, eine Bank wird noch aufgestellt und ein Steinmetz arbeitet gerade einen passenden Stein auf. Im August wird hier die erste Sammelbestattung von fehl- und totgeborenen Kindern stattfinden. Das ist einer von vier Terminen im Jahr, zu denen in Duisburg solche Bestattungen vorgenommen werden. Organisiert werden sie schon seit 25 Jahren vom Projekt Kinderhimmel am Bethesda Krankenhaus Duisburg. Felder für Sternenkinder gibt es auf dem Abteifriedhof in Hamborn, dem Alten Friedhof in Neudorf, dem Friedhof Trompet in Rheinhausen und jetzt auch auf dem Meidericher Pfarrfriedhof. Pfarrerin Ute Sawatzki, die das Projekt Kinderhimmel betreut, weist darauf hin, dass inzwischen durch das Bestattungsgesetz NRW eindeutig geregelt ist, dass Eltern das Recht haben, ihr Sternenkind bestatten zu lassen, ganz gleich, wie klein es noch ist. Kosten entstehen ihnen dadurch nicht. Und auch ihre Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle. Damit für den Sarg der Sammelbestattung gesorgt ist, die Felder gepflegt werden und Trauerfeiern würdevoll stattfinden können, stellen viele Akteure ihre Arbeit und auch das benötigte Material kostenfrei oder besonders günstig zur Verfügung.

„Familien mit Sternenkindern gehören mit ihrer Trauer mitten in die Gesellschaft, als Zeichen dafür haben wir das neue Sternenkinderfeld auch mitten auf dem Friedhof angelegt und nicht irgendwo am Rand,“ sagt Sarah Süselbeck.

Infos zum Förderverein „Himmelkinder Meiderich e.V.“
Der neu gegründete Förderverein für das Meidericher Sternenkinderfeld sucht noch Mitglieder um die entstehenden Unkosten decken zu können. Eine Mitgliedschaft ist für einen Jahresbeitrag von 30 Euro, ermäßigt schon ab 12 bis 18 Euro zu bekommen. Beitrittserklärungen gibt es über die Vorsitzende Pfarrerin Sarah Süselbeck, Telefon 0203 42 20 01 oder Mail sarah.sueselbeck@ekir.de.

Auf der Internetseite der Gemeinde www.obermeiderich.de gibt es die Formulare auch zum Herunterladen.

Text: Sabine Merkelt-Rahm

Das Bild wurde bei der Gründungsfeier des Fördervereins „Himmelkinder Meiderich e.V.“ am letzten Samstag am Pfarrfriedhof Meiderich aufgenommen (Foto: Michael Rogalla). Es zeigt Mitglieder des Fördervereins und Mitarbeitende des Diakoniewerks Duisburg, die sich alle um das Grabfeld für Sternenkinder kümmern.

 

 

  • 19.3.2024
  • Rolf Schotsch
  • Michael Rogalla